GUSTAV KLIMT GILT ALS HAUPTREPRÄSENTANT des Jugendstils in der Malerei. Als Präsident der »Wiener Secession«, eines ebenso esoterischen wie revolutionären Künstlerkreises, lehnte er sich radikal gegen den herkömmlichen akademischen Formalismus sowie gegen den Impressionismus als die Auflösung aller klaren Konturen auf und entwickelte statt dessen eine starke Tendenz zum Dekorativen und gelegentlich Kunstgewerblichen.
Insbesondere aus seinen Frauenbildnissen spricht eine hochstilisierte Sinnlichkeit, die Vorliebe des Fin de Siècle für eine morbide Laszivität, die sich in den verschlungenen Linien und Körpern seiner Bilder, in immer neuen Variationen und immer kostbareren Materialien niederschlägt. Klimt wurde auch dadurch ein Bahnbrecher der modernen Kunst, daß er, ähnlich den späteren Surrea-listen, Sigmund Freuds tiefenpsychologische Erkenntnisse stilisierend und symbolisch mitverarbeitete. Von einem seiner Bilder sagte ein Kritiker einmal, es wirke »je nach dem Standpunkt des Beschauers schrecklich verrucht oder anbetungswürdig mo-dern«. Seine Verruchtheit wird man aus heutigem Blickwinkel kaum mehr erkennen, seine Modernität dafür umso mehr. Klimt hat die Essenzen seiner Kunst unter anderem an seine Schüler Schiele und Kokoschka weitergegeben.